Die eine Ursache gibt es nicht. Wenn man die Lebensgeschichten und die Aussagen von ABs liest, tauchen bestimmte Faktoren und Erlebnisse aber ungewöhnlich häufig auf:
- Soziale Interaktion fiel von Beginn an schwer;
Betroffene empfinden sich als eher introvertiert. Sie haben mehr Interesse an Dingen, Mustern und Strukturen als an sozialer Interaktion. Es fällt ihnen schwer, sich Gesichter zu merken und Gefühle bei anderen Menschen richtig einzuschätzen. Manchmal besteht eine Tendenz in Richtung Asperger-Syndrom. - Als kleines Kind wenig emotionaler Kontakt zu Eltern bzw. Überbehütung;
das Selbstbewusstsein kann sich bei einem Kind so nicht gut entwickeln. Zweifel und Angst bleiben stärker als die Sehnsucht nach Nähe. - Im Elternhaus wenig Berührungen, lustfeindliche Atmosphäre;
Nähe und Sinnlichkeit werden als problematisch empfunden und mit einem Tabu belegt. - Wenig Erfahrung im Umgang mit Gleichaltrigen;
es gab keine Geschwister oder sonst wenig Kontakt mit gegengeschlechtlichen Kindern. - Außenseitertum;
Betroffene erlebten sich als Kind als unsportlich, unatttraktiv, schüchtern oder galten als Streber. Kontakte brachten wenig Bestätigung, z.T. sogar Ablehnung. Kontakte wurden als Risiko empfunden, kaum als Freude. - Wenige Möglichkeiten zu stabilen Kontakten,
z.B. wegen häufiger Umzüge, langer Krankheit oder Behinderung. - Zu große Vorsicht im Kontakt;
Betroffene haben Angst, bei anderen Menschen Grenzen zu verletzen. Das Gegenüber merkt aber noch gar nicht, dass beim AB ein Wunsch nach sinnlichem Kontakt da ist. Das Ergebnis ist dann oft die berüchtigte ‚Kumpelschiene‘. - Traumatisches Erlebnis bei der Partnersuche;
es ist eine Angst entstanden, dass sich das wiederholen könnte.
Manchmal liegen mehrere dieser Faktoren vor. Sie können sich gegenseitig bedingen oder verstärken, es kann daraus ein richtiger Teufelskreis entstehen.
Alle diese Faktoren ergeben jedoch keine Vorbestimmung! Sie erhöhen die Wahrscheinlichkeit, AB zu werden. Es gibt aber auch viele Menschen mit ähnlichem Hintergrund, die in Beziehungen leben. Umgekehrt gibt es ABs, bei denen keins der Kriterien erfüllt ist. Jeder Mensch ist ein Einzelfall, und das gilt selbstverständlich auch für ABs!
Warum liste ich dann diese Faktoren auf? Die Lage, AB zu sein, verbindet die Betroffenen: eigene Sehnsüchte nicht leben zu können, sich ausgegrenzt zu fühlen, nicht drüber reden zu können. Wenn jedoch recht unterschiedliche Faktoren dazu führen können, AB zu sein, dann braucht es auch jeweils passende Wege heraus. Es ist deshalb gut, sich seine eigene Geschichte anzuschauen. Das ist schon der erste Schritt, Ex-AB zu werden!